Der Autokauf

Der Autokauf

Unser Auto, das meine Frau und ich uns vor schon über zehn Jahren gekauft haben, hatte in der letzten Zeit viele Macken und war öfter in der Werkstatt, als uns und vor allem unseren Geldbeutel lieb war. Schon länger überlegten wir, uns ein neues Auto zu kaufen, aber wieder einen Gebrauchtwagen, wie unser erstes Auto, wollten wir nicht und ein neues Auto war für eine Barzahlung einfach zu teuer. Natürlich haben wir auch schon etwas von einem Kredit gehört, aber wir wollten nicht über unsere Verhältnisse leben, also ein Auto auf pump kaufen. Bei einigen Hondavertragshändler haben wir schon geschaut.

Da sich die Reparaturen aber nun häuften, war es an der Zeit, dass ich mit meiner Frau sprechen musste und wir uns dringend überlegen mussten, wie wir uns ein neues Auto anschaffen können.
Der Tag war noch jung und wir beide auf der Arbeit und so hatte ich noch genügend Zeit, mir in Gedanken zu überlegen, wie ich das Gespräch mit meiner Frau beginnen und was ich für Argumente auf den Tisch bringen kann. Plötzlich fiel mir ein, dass wir in einem Monat unseren 15 Hochzeitstag hatten, was ich als guten Anlass ansah, uns beiden als Geschenk, eben das neue Auto zu nehmen. So war ich wieder guter Dinge und konnte den Feierabend gar nicht mehr erwarten. Immer wieder sah ich vor meinem geistigen Auge schon das neue Auto, was natürlich ganz in rot und auch sehr schnell sein sollte, denn ich liebte die Geschwindigkeit. Ein Viersitzer war zwar nicht von Nöten, weil wir keine Kinder hatten, aber die Zweisitzer waren mir alle zu klein und ich als Mann wollte doch mit dem neuen Auto auffallen. In Gedanken ging ich alle Details durch, die ich mir an dem neuen Auto wünschte und auf was ich auf gar keinen Fall verzichten wollte.
Wie im Hintergrund, mich aus meinen Gedanken erschreckend, klingelte das Telefon. Ich nahm ab und meine Frau fragte mich, ob ich sie heute von der Arbeit abholen könnte. Ich sagte zu und dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, dann gleich das Gespräch auf das neue Auto zu lenken, wenn wir beide in dem noch bisherigen Auto nach Hause fuhren.
In meinen Gedanken hörte ich ihre Stimme, die irgendwas von Besuch ihrer Eltern sagten, aber ich hörte nur halb hin.
Als endlich der Feierabend nahte, räumte ich meinen Schreibtisch auf und überlegte mir die ersten Sätze, die ich meiner Frau sagen wollte.
Schnell fuhr ich zu ihrer Arbeitsstelle, die nur wenige Minuten von meinem Büro entfernst war. Sie stand auch schon auf der Strasse und stieg ein. Sie machte ein für mich nachdenkliches Gesicht, so das ich mir nicht traute, das Gespräch auf das neue Auto zu bringen. Ich war enttäuscht über mich selbst und auch über meine Frau, die nicht mit der Sprache rauswollte, was mit ihr los war und was sicherlich wieder mit ihren Job zu tun hatte, der in letzter Zeit viel Ärger machte.
Als ich in unsere Strasse einbog, sah ich schon von weiten, das mein angestammter Parkplatz besetzt war und unser Nachbar dort neben einen schönen roten Auto stand und ihn von allen Seiten betrachtete. Plötzlich kam Neid in mir hoch, dass er sich scheinbar wieder ein neues Auto kaufen konnte und ich immer noch mit dem alten Ding durch die Gegend fahren musste.
In den Augenwinkeln sah ich das Gesicht meiner Frau, das ein kleines Zucken hatte, weil sie wohl meine Gedanken erriet und sich über mich lustig machte.
Wortlos stieg ich aus und ging nur mit einem kurzen Kopfnicken an unseren Nachbar vorbei, der immer noch interessiert mit seinem neuen Auto beschäftigt war. Ob ich wollte oder nicht, ich musste mir eingestehen, ich war sehr neidisch auf ihn.
Meine Frau ging vor mir die Treppe hoch und so konnte sie mich wenigstens nicht ansehen. Als sie Wohnung aufschloss, sah ich schon die Mäntel an der Garderobe und mir viel wieder der Satz vom Besuch und Eltern ein, den meine Frau mir am Telefon gesagt hatte.
Auch das noch, dachte ich und ging meine Schwiegereltern begrüßen. Der Vater meiner Frau machte erst ein sehr ernstes Gesicht und dann stellte er sich lächelnd mir gegenüber, griff in seine Innentasche und holte ein Kuvert und einen Autoschlüssel hervor. Nun drückte er mich zum Fenster, wo ich immer noch den Nachbar sah und ich bemerkte nun, dass er immer nur von außen das schöne rote Auto betrachtete und der Wagen abgeschlossen war, dessen Schlüssel mir mein Schwiegervater nun überreichte. Nun brauche ich nur noch günstige Navigationsgeräte suchen und dem Urlaub würde nichts im Wege stehen