+++ Menschen scheitern immer mit ihren Lebensplänen. Die Ehe zerbricht, obwohl sich die Partner ewige Treue versprochen haben

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Menschen scheitern immer mit ihren Lebensplänen. Die Ehe zerbricht, obwohl sich die Partner ewige Treue versprochen haben.

Oder ein Unternehmen geht pleite und langjährige Mitarbeiter stehen perspektivlos auf der Straße. Oder jemand verfällt langsam dem Alkoholismus und findet keinen Ausweg mehr. Mitglieder der christlichen Kirche scheitern ebenso wie Menschen, die keiner Religionszugehörigkeit angehören.

Nach einem Misserfolg versuchen die meisten Menschen, sich neu zu orientieren. Dafür braucht es unglaublich viel Energie und Optimismus.

Ist Scheitern vielleicht der „normale“ menschliche Zustand?

Der Weg, der von der Krippe ausgeht, führt zum Kreuz. Das ist etwas anderes als zu wissen, dass jedes geborene Kind irgendwann sterben muss, weil alle Menschen sterblich sind. Wenn man es realistisch betrachtet: Das Christentum verdankt seine Existenz dem Gründer einer Religion, die nach menschlichen Maßstäben gescheitert ist.

Die Botschaft von der Menschwerdung Gottes verkündet „ewiges Leben“ – und im Verständnis des christlichen Glaubens ist damit keine ferne Realität jenseits des Todes gemeint.

Christen bezeichnen damit jene Gemeinschaft mit Gott, die mit der Menschwerdung Gottes beginnt und an die wir glauben und hoffen, dass sie niemals enden wird. Im Gegensatz zu dem, was einige Cartoons sagen, beginnt das Glück im christlichen Verständnis nicht auf dem Friedhof, und der Himmel beginnt auch nicht nach dem Tod.

Christen nehmen die Möglichkeit eines Scheiterns wirklich ernst. Kaum jemand erwartet von Anfang an, dass sein Leben scheitern wird. Sonst werden keine Kinder geboren und keine Bäume gepflanzt. Aber die Möglichkeit des Scheiterns besteht für jeden. Für Gläubige ist das Scheitern nicht weniger schlimm als für Ungläubige. Sie lehnen diese Möglichkeit nicht ab, sondern erkennen sie tatsächlich an. Aber jeder, der wie Jesus nach menschlichen Maßstäben versagt, ist vor Gott nicht weniger würdig, als wenn sein Leben wie ein Disney-Film mit einem garantierten Happy End wäre.

Der Weg Jesu, der mit seiner Geburt im Stall begann, endet am Kreuz. Wer ihm folgt, muss die Möglichkeit des Scheiterns nicht länger ignorieren. Oder metaphorisch ausgedrückt: Höhle und Kreuz sind aus demselben Holz geschnitzt.

Pfarrer Elias Soussan